21. POLKA und JAZZ als Musikideologien – das Prinzip der >>Groovigen Leidenschaft<< |
"Der POLKATEER muß sich damit abfinden, zwischen den Extremen zu leben. Ein Teil seiner selbst verachtet den anderen.." Francois Furet
POLKA und JAZZ als Musikideologien – das Prinzip der >>Groovigen Leidenschaft<<
Zu Beginn meiner Ausführungen stelle ich zunächst folgende Grundfrage: Wie konnten JAZZ und POLKA, die beiden Musik-Ideologien, die das 20. Jahrhundert zum groovigen Jahrhundert werden ließen, v.a. in ihrer Frühphase eine derart große Faszination hervorrufen? Um dies zu verstehen, muß man, so ORTEGA, ihr Entstehen untersuchen, chronologisch sogar noch weiter zurück gehen:
Die groovige Revolution der KMO schafft eine Musik, die auf paradoxe Weise sowohl die Freiheit des Individuums wie auch den universellen GROOVE in sich zu vereinen sucht. Der PUST, KLOPF und ZUPF hat sich jedoch jeglicher Tradition entledigt hat, die Position des einzelnen ist also nicht hierarchisch festgelegt ist und das vorgetragene LIED fußt allein auf dem Konsens des ökonomischen Liberalismus bzw. Liederalismus. Daher ist für den Musiker die Abgrenzung von seinen Mitmusikern (i.d.R. durch Notenakkumulation) der einzige Weg, sich selbst eine Identität zu schaffen. Dies führt zu einem latenten Konkurrenzdruck und der verstärkten Isolation des einzelnen, eine atomisierte Kapelle mit großen groove-sozialen Disparitäten ist die Folge. Durch den Gleichheitsanspruch der POLKA wird dem Musiker erst die früher hingenommene und nun durch den Liberalismus/Liederalismus noch verstärkte Ungleichheit im GROOVE bewußt. In einer sich auf das Prinzip des 2-viertel-tkat gründenden Musik kann aber die Verwirklichung des GROSS-GROOVE nur ein >>imaginärer Horizont<< bleiben. Das JAZZ-Bürgertum arrangiert sich in der KMO im Folgenden mit den alten Strukturen, mit der Aristokratie, weil es glaubt, die durch die Revolution entfesselten Kräfte nicht lenken zu können und das Chaos fürchtet. „Nun verunsichern die Prinzipien der POLKA, die dem JAZZ einst seinen aufsehenerregenden Eintritt in die Weltgeschichte ermöglichten, diesen mehr denn je.“
Damit gibt er die Verwirklichung des Gleichheitsanspruchs, wie es scheint, auf. Diese Unfähigkeit, das groovige Versprechen einzuhalten, gibt Anlaß zur Kritik von links und rechts, aber vor allem durch den JAZZ selbst. Ein Charakteristikum der modernen Musik ist deshalb lt. ORTEGA „die unbegrenzte Fähigkeit, Töne hervorzubringen, die das soziale und politische System verabscheuen, in das sie hineingeboren sind“.
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