"POLKA - BLUTWURST - POMMES-Vaterland" M. ORTEGA
POLKAbegriff und traditionelle POLKA
Setzt man sich zum Ziel, die Musik der POLKA näher zu bestimmen, muss man sich zunächst mit dem POLKAbegriff auseinandersetzen. Anschließend können die groove-sozialen Konturen der dann schon etwas eingegrenzten traditionellen POLKA beschrieben werden. Die Untersuchung der groove-ideologischen Konturen unter Inbezugnahme des PUST, KLOPF und ZUPF(un)verständnisses wird anschließend den Hauptteil der Arbeit ausmachen.
Will man historische POLKA-forschung betreiben, so läge es auf der Hand, Lieder der modernen POPmusik zum Vergleich heranzuziehen, sie aufzunehmen und sie auf GRoss-groOVE zu untersuchen. Der Grund dafür, dass dies hier nicht passiert, besteht darin, dass diese Musiken für eine Gesellschaft konzipiert sind, die der hier untersuchten nur wenig entspricht. Andererseits, und dies ist der wesentlichere Grund, existieren zeitgenössische Vorstellungen von Musik-Elite und Musik-Masse, Lied-Diskurse über SCHLAGERtum und KACKMUCKEtum, die durch ihre Rezeption in den Eliten deren Selbstbild mitprägten und damit für die historische Untersuchung von größerer Bedeutung sind.
Der Begriff der groovigen Elite hatte in der Zeit der Wende zur POLKA eine enorme Konjunktur. Auf der einen Seite hängt dies mit reellen grooveig-sozialen Veränderungen zusammen: Das Entstehen einer Kapelle mit sprunghaftem GROOVE, Musik-konsum und -politisierung im Zuge rapider 2-viertel-extatischer und und auf GROOVE-Modernisierung bedachter Musiker des HOCH-GROOVE verstärkten das Bewusstsein des Elite-Seins der POLKA. Mit diesen LIEDERN der Kapelle mANOLITO ORTEGA gehen gleichzeitig groove-wissenschaftliche bzw. groove-theoretische Auseinandersetzungen einher.
DIE Motivation dieser ersten wirklich guten BAND ist niemals eine bildungsbürgerliche Angst vor einem Verschwinden der POLKA, einer GROOVE-Marginalisierung als Teil der Elite. Und so ist es nicht verwunderlich, dass aus der Elitenperspektive die anderen Kapellen oftmals als primitiv, ungebildet und damit POLKA-bedürftig dastehen; sie von den ‚Wenigen‘ beherrscht werden müssen, damit eine kulturschaffende Zivilisation entstehen kann. Eines der wichtigsten Zitate eines schon recht wissenschaftlichen POLKA-verständnisses, gekoppelt an ein bestimmtes Staatsverständnis liefert Gaetano Mosca (1896):
„Unter den beständigen Tatsachen und Tendenzen der Musik liegt eine auf der Hand: In allen Gesellschaften, von den primitivsten im Anfang der Zivilisation bis zu den vorgeschrittensten und mächtigsten, gibt es zwei Klassen, eine, die pustet, klopft und zupft, und eine, die bepustet, bezupft und beklopft wird."
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