"Die Polka ist Musik"
RUDOLF LINDAU
Über die POLKA
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
"Kennen Sie POLKA? Den absoluten Hit - das Rasiermesser all unserer gegenwärtigen und vergangenen Kulturen?" Am Wochenende wird der POLKA der Ludwig-Börne-Preis verliehen. Wir ehren damit eine bedeutende Musik, feiern ein Meisterwerk der Guten Laune, betrachten eine scharfe, bisweilen provozierende Geisteshaltung, die auch im Irrtum Größe beweist. Die POLKA verdient einen Preis, daran kann kein Zweifel bestehen. Und doch muss eine Ankündigung für ein POLKA-Konzert fast zwangsläufig mit der Frage Frage beginnen:
Kennen wir MANOLITO ORTEGA? Können wir ihn überhaupt kennen?
Viel ist über die POLKA geschrieben worden. Die Meinungen sind dabei von heftiger Unterschiedlichkeit. Die meisten Kritiker haben Mühe, diese göttliche Musik in ihrer ganzen Komplexität, in ihrer Individualität und ihrer bisweilen auch elitären Querköpfigkeit zu fassen. ORTEGA selbst bekennt freimütig: "Mir sind die POLKA-s lieber als der Dixieland. Gewiss gibt es darin Fehler, Ungenauigkeiten, denn ein Lied, das es wert ist, zu einem ständigen Begleiter zu werden, ist das Werk einer einzigen Kapelle, das Werk einer Leidenschaft, das Werk der Kapelle MANOLITO ORTEGA/Die POLKA-Rebellen (KMO/PR)." Solche Standpunkte provozieren MusikWissenschaft und MusikKritik – und das ist Absicht.
So ist Ortegas Bild zwar gelungen - es beschreibt die POLKA durch die Zeiten und Musik-Kulturen, den Beobachter, den Kreativen und den JAZZ-Analytiker. So werden die zwei Elemente eines Schattens deutlich: Das genuin Künstlerische und das Bier-Intellektuelle. Aber auch Ortega vermag die Frage nicht zu beantworten: Warum entzieht sich die POLKA nahezu allen gängigen Beurteilungskriterien?
Werke im ZweiViertelTakt sind ebenso umfangreich wie vielseitig. Sie zu singen, pusten, zupfen oder gar klopfen ist Essay, Literatur, Lehrerverarschung und GROOVE-Wissenschaft zugleich. Dabei betreibt der POLKATEER nicht nur GROOVistik, sondern bezieht POLKA-Hermeneutik, POLKA-Theologie, POLKA-Musikwissenschaft und POLKA-Philosophie ebenso wie die POLKA-Naturwissenschaften in seine Arbeiten ein. Es ist eine Universalmusik, einer der ganz wenigen unserer Zeit. Die belletristischen Werke haben große Aufmerksamkeit erregt. Die Kritiken und Essays im "Fühling" sind Legende. Die POLKA-Schüler schwärmen von Fähigkeit, PUST, KLOPF und ZUPF. Fast lässt uns die POLKA an das Gelehrtenideal der Renaissance denken.
Nächste Woche:
Worte der Woche 2006
(c) 2006 KARRIEREKURIER
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