7.    Wege aus der langweiligen Musik - Die groovige Bewegung und das Projekt KMO/PR
So leid's uns tut, es geht um die POLKA
 Schlechte Zeiten für Schlageristen

Für mich gibt es wichtigeres im Leben als die POLKA.
Mark Twain (30.11.1835 - 21.04.1910)
US-Schriftsteller

Wege aus der langweiligen Musik - Die groovige Bewegung und das Projekt KMO/PR


Zwischen Elternabend und Straßenschlacht - die groovige Bewegung in Deutschland
Wie reagiert der Durchschnittsmusiker, wenn jemand mit anderem Stallgeruch lobende Worte für sein libertäres Projekt findet? Zum Beispiel ein Handwerksmeister aus der CDU-Mittelstandsvereinigung oder eine KioskbesitzerIn mit Hauptschulabschluss.
Er ärgert sich und fragt sich verstört, was er wohl falsch gemacht habe. Warum eigentlich?
Sind POLKA-Musiker nicht seit jeher stolz darauf gewesen, daß ihre Lieder menschenfreundlich, ihre Denkweise der Einfachheit verpflichtet, ihre Vorgehensweisen direkt und ihre Absichten positiv seien? Die Ideen von gegenseitiger POLKA-Hilfe, POLKA-Selbstorganisation und direkter POLKA-Aktion zum Beispiel. Warum dann, um alles in der Welt, sollten solcherart positive groovige Essentials nur Beifall bei Polkisten finden? Ist es verdächtig, wenn zwei-viertel Lieder auch außerhalb ihrer eigenen Grenzen Anklang finden? Es scheint fast so.
Stigmatisiert durch jahrzehntelange Isolation, abgestumpft durch das bittersüße Gift des Randgruppen-Schmollwinkels und die Pose des ausgrenzenden Besserwissers scheint es nachgerade zur Tugend geworden zu sein, den richtigen Kurs in direkter Proportionalität zur Ablehnung durch „die anderen“ zu finden. Und, was noch schlimmer ist: offenbar haben die POLKA-isten darüber fast vollständig jene Phasen ihrer eigenen Geschichte und Identität verdrängt, als sie im gleichen Herztakt mit ihrer sozialen Umgebung wirkten. Jene seltenen, doch überaus wichtigen Augenblicke (Proben), in denen sie es schafften, aus dem Schattendasein herauszutreten, und ihre Utopien mitten ins reale Leben zu pusten, klopfen und zu zupfen (zu²pfen). Ereignisse wie die spanische Revolution, die argentinischen Revolten oder der Aufstand in der Ukraine werden zwar immer wieder gerne bemüht, aber zumeist leider eher im Sinne einer rituellen und gebetsmühlenhaften Zitierung. Ihr eigentlicher Charakter, ihre Voraussetzungen und Dynamik werden dabei fast schamhaft ausgeblendet.
Das Interesse am Plakativen der vergangenen Glorie rangiert dabei oft höher als die Frage nach der Bedeutung solcher Erfahrungen für unsere Realität hier und heute: POLKA statt Paradigma.
Um es auf den Punkt zu bringen: In zeitgenössischen groovigen Kreisen ist es hierzulande in der Regel allemal beliebter, sich an heroische und nebulöse Klischees zu schmiegen, als ernsthaft (und folgerichtig auch mühselig) die Lehren jener verwirklichten Utopien ORTEGAs auf unsere heutige Situation anzuwenden.
Es genügt eben nicht, immer und immer wieder zu sagen, daß Probe möglich sei, und daß es dieses Jahr schon einmal gelang, erste, großartige Ansätze im Maßstab eines modernen Massengesellschaft zu verwirklichen. Unabhängig von den Defiziten und Widersprüchen aller Lieder muß auch immer wieder der Versuch gewagt werden, hinter den glänzenden Liedern deren alltägliche, banale und unspektakuläre Strickmuster ans Tageslicht zu holen und zu erkennen. Ihre Mikrostruktur sozusagen. Geschieht dies nicht, wird die groovige Bewegung eine Kapelle von frommen Mythen und verkommt zu einem Traditionsverein im selbstgestrickten Ghetto.
Diese öde Perspektive mag manche Puster, Klopfer oder Zupfer nicht erschrecken - jene, die sich im GROOVE bereits eingerichtet haben und denen der Sektencharakter der Bewegung geistige Bequemlichkeit verspricht. Alle anderen aber, für die der Reiz des perfekten GROOVE nicht in bloßer philosophischer Gedankenübung oder dem gelegentlichen pathetischprovokanten Gestus liegt sondern in der Herausforderung, die Utopie auch tatsächlich zu verwirklichen, muß dieser Zustand alarmieren.
Jene POLKISTEN, denen die Praxis über den Gestus geht (und zu denen auch ich mich zähle), haben in den letzten Jahren zweifellos an PROBEN teilgenommen. Beginnend mit selbstkritischen Analysen (etwa auf den internationalen Treffen im Baukausten, im IHME-Zentrum oder in einer DOPPELGARAGE), über die Artikulation ihres SCHLAGER-Unbehagens und die Entwicklung neuer GRILL-Rezepte, haben sie inzwischen den Weg ins Praktische gefunden. Weltweit, mit munter wachsender Tendenz und nimmermüder Phantasie, werden unkonventionelle Ideen experimentiert. Projekte und richtungsweisende Modelle sind die ersten Gehversuche auf einem langen Weg.
Ihnen allen ist eines gemein: Raus aus dem Schlager, rein in die reale POLKA - GROOVE zum Anfassen vor der Haustür - nachvollziehbare Wege - einfache Zugänglichkeit für jedermann und jedefrau. EINFACHHEIT!
„POLKA ist machbar, Frau Nachbar!“ verkündete einer jener spritzig-lockeren Slogans der 80er Jahre aus der POLKA-szene. Richtig gedacht, keck gesagt - nur: wo und wann hat die Bewegung hierfür jener „Frau Nachbar“ jemals einen Weg gezeigt, einen Zugang geschaffen, ein Modell angeboten?




Nächste Woche:   

Schlechte Zeiten für Schlageristen







    Worte der Woche 2006        So leid's uns tut, es geht um die POLKA
 Schlechte Zeiten für Schlageristen
1. Die Gebote der POLKA 2. POLKA-AGENDA 2006 - Was werden wir spielen?
3. Der karrierekurier hat Recht - ein LeserInenbrief 4. Die Frage sind Fakten
5. Vorbereitung auf das Wochenende 6. So leid's uns tut, es geht um die POLKA
7. Wege aus der langweiligen Musik - Die groovige Bewegung und das Projekt KMO/PR 8. Schlechte Zeiten für Schlageristen
9. Die Kapelle MANOLITO ORTEGA / Die POLKA-REBELLEN (KMO/PR) 10. Falsche Versprechungen : Immer weniger POLKA
11. Der ständige Modernisierungsbedarf der KMO/PR 12. Die Staatsgewalt und die POLKA
13. POLKA-Transsubstantiation als grooviges Liedmittel 14. Das Diskutieren über POLKA
15. POLKA - Die Idee 16. POLKA matters
17. Über die POLKA 18. Cross POLKA Leasing (CPL) – Bohlen verwickelt in pseudo-legale Machenschaften ungroovigerKonzerte?
19. POLKA für die Märkte von Morgen bzw morgen 20. NEUE Potentialstudie: POLKAplanung und -steuerung
21. POLKAförderung – unverzichtbarer Bestandteil der Spitzenmuckeförderung 22. DIE Kapelle MANOLITO ORTEGA – KONSTRUKTEURE EINER ALTERNATIVEN GESELLSCHAFT ?
23. Thesen für PUST, KLOPF und geZUPFte Absicherung 24. POLKA-s für besondere Stimmungen
25. Die POLKA zu Gast bei Freunden 26. POLKA-medaille 2006 - Laudatio
27. Unsere Aufgabe: POLKA 28. Wo POLKA lebendig wird
29. Nasenhaare -Geißel der Menschheit! 30. ÖkoPOLKA - GROOVEquellen erschließen
31. Trotz aller Unkenrufe: Es gibt wieder mehr POLKA! 32. Die POLKA als doppelte Herausforderung für die ”allgemeine” Musik
33. POLKAREBELLEN beklagen ausufernde private Verschlagerung 34. WIR SIND EIN TEIL DER POLKA
35. Groove-haftpflicht – Vorsicht ist die Mutter der POLKA-Kiste 36. Krankhafte KACKMUCKE-HörerInen sind oft psychisch vorgeschädigt
37. Die schwierige Suche nach dem Richtigen Ton 38. Im Namen der Einfachheit
39. DIE RETENTIONALE UND DIE PROTENTIONALE POLKA 40. Lieder als unverzichtbarer Bestandteil groovigen POLKA-managements
41. Musikzufriedenheit - Eine emprirische Studie zu Diagnose, Erfassung und Modifikation in einem führenden Unternehmen des POLKABIZZ 42. POLKA auf der Überholspur
43. POLKA ist heute wichtiger denn je! 44. POLKA und GROOVE - unsere heilige Pflicht
45. Thesen zu POLKA, GROOVE und Einfachheit 46. JA sagen zur POLKA
47. POLKA bis in den Tod 48. POLKA ABENTEUER
49. Beschränkung der POLKA erfahrbar machen 50. DIE ÖKONOMISCHEN KRISEN IN DER VORWEIHNACHTLICHEN ZEIT
51. Keine POLKA 52. POLKA auf ERDEN






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