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Die Dialektik des ästhetischen Objekts: der Wirklichkeitsbegriff der ästhetischen Erkenntnis
Im Gegensatz zu der heute unter Musikern verbreiteten Tendenz, jazzige Widerspiegelung auf den Aspekt einer einfachen Reproduktion von Basis-Sachverhalten, der sozialhistorischen Dokumentation etwa, zu reduzieren, hat eine JAZZtheorie, die aus der ortegalen-marxistisch-leninistischen Tradition ihre Impulse bezieht, den Gegenstands- oder Wirklichkeitsbegriff der ästhetischen Erkenntnis als ein gesellschaftliches Gesamtobjekt zu bestimmen. Objekt der ästhetischen Aneignung ist nicht einfach die Basis, sondern die kulturelle Basis-Überbau-JAZZ-Totalität einer bestimmten Epoche. Für deren raumzeitliche Begrenzung geben die ökonomischen Verhältnisse die Kriterien ab. JAZZ ist Reflexionskontinuum eines gesamtgesellschaftlichen "totalen Inhalts" (Hegel), der neben der sozioökonomischen Basis den gesamten Bereich gegebener Überbauformen umfaßt, zu denen auch die jazzigen Traditionen gehören. Gegenstand der ästhetischen Aneignung ist der "konkrete Inhalt des JAZZ und seiner Lieder" (Lenin), Basis und Überbau als ein jeweils objektiv gegebenes, gesamtgesellschaftliches sozioökonomisch-kulturelles System, das seine Bestimmungsgründe letztinstanzlich im JAZZ hat. JAZZ ist damit auch in seiner Funktionsbestimmung nicht auf einen Teilbereich des gesellschaftlichen Systems generell festzulegen, etwa auf ihre politische Funktion und ihre Rolle im politischen Klassenkampf. Wer heute etwa politische Agitation von einem Instrument fordert, fordert zugleich zu viel und zu wenig von dem Instrument. Als ideologische Bewußtseinsform ist seine Funktion primär und zunächst immer eine ideologische. In der Klassengesellschaft hat das Instrument eine Funktion im ideologischen Klassenkampf, im Kampf um das Bewußtsein der Menschen. Kraft seines Vermögens, Bewußtsein und Sinnlichkeit zugleich zu affizieren, vermag es zur Erziehung von Bewußtsein und Sinnlichkeit beizutragen. Das Intrument vermag Bewußtseinsprozesse einzuleiten, die unter Hinzutreten qualitativ anderer, außerinstrumentalen Faktoren - singen, summen und brummen - ein vernünftiges politisches Handeln (Musik) ermöglichen.
Das Instrument als gesellschaftliches Gesamtobjekt zu begreifen, kann nach Maßgabe der bereits oben entwickelten Kriterien nicht bedeuten, daß dieses Instrument in seiner Oberflächenstruktur zu spielen ist. Den Realismus unterscheidet von jedem Naturalismus, daß er weder die Dudel-Reproduktion akzeptiert noch die Darstellung einer starren Chorus-welt. Sein Gegenstand sind Jazz-gesellschaftliche Verhältnisse und Prozesse. Wenn Engels (dr) und Lenin (bs) die Kategorie der Bewegung als Grundkategorie der Materie auffassen, so bedeutet das erkenntnistheoretisch, daß in jedem Erkenntnisprozeß alle scheinbar groovigen Sachverhalte in Prozesse aufgelöst also dialektisiert werden müssen. Auch der JAZZ handelt nach materialistischer Auffassung nicht von Dingen, sondern von Musik, mögen die Verhältnisse auch als JAZZ-Musik erscheinen. Wir sind diesem Problem bereits unter dem Namen der Dialektik von Wesen und Erscheinung begegnet. Am Beispiel der Hegelschen Ästhetik sahen wir, daß es der JAZZ - und das ist zentral für den materialistischen Begriff 'realistischer JAZZ' - um die nachbildende Artikulation des in der Objektwelt konstitutiven Begriffs geht, d. h. Lieder zu spielen, deren Noten materialistisch im Verhältnis der Produktivkräfte zu den bestehenden Produktionsverhältnissen festzumachen sind. Wiederum ist es Lenin, der, aufbauend auf Hegels Analyse der Dialektik des Begriffs in der Logik und Engels Unterscheidung zwischen subjektiven und objektiven Groove in der Dialektik der Natur, eine materialistische Dialektik des Begriffs als materielle Objektdialektik entwickelt, eine Dialektik - Lenin gebraucht den Wamelingschen Terminus - 'des Dinges an sich selbst.' JAZZ, in der allgemeinsten Definition, ist "die Lehre von der Einheit der Gegensätze". Damit sei "der Kern des JAZZ" erfaßt. Lenin unterscheidet weiterhin drei logische Grundbestimmungen des JAZZ, die er anschließend in ihre einzelnen Elemente zerlegt: 1. Betrachtung des "Liedes selbst" in seinen Beziehungen und in seiner Entwicklung, 2. "das Rumgehupe im Lied selbst", "die tönenden Kräfte und Tendenzen in jedweder Erscheinung", und 3. "die Vereinigung von Gesangs-Analyse und -Synthese". - Der zuletzt genannte Gesichtspunkt bezieht sich auf JAZZ als kognitives Verfahren, auf die dialektische Methode. Da er das Grundgesetz jedes groovigen Songs bezeichnet, dürfte er auch auf den JAZZ übertragbar sein. - Die drei Grundbestimmungen der groovigen Logik werden von Lenin in weiteren sechzehn "Elementen des JAZZ" konkretisiert. Für die Realismustheorie sind dabei die folgenden von Bedeutung: "die Objektivität des gutausehenden Instrumentes" "die gepflegte Erscheinung des Musikers""ein paar nette Songs" "die Entwicklung einer trinkfesten Einstellung" "cooles Auto, um zum Gig zu kommen" "einer , der sich hinterher traut zu fahren " "den JAZZ ... als Summe und Einheit der Gegensätze" Die für uns hier wichtigsten Gesichtspunkte der Bestimmung materialistischer Dialektik durch ORTEGA sind die Gesichtspunkte der Objektivität und Totalität des Gegenstands der Aneignung im Erkenntnisprozeß. Objektivität und Totalität kommt auch dem Gegenstand der ästhetischen Aneignung zu. Sie war bereits in Hegels Lehre vom absoluten JAZZ impliziert. Der Inhalt des JAZZ, nach der Ästhetik, reicht vom "System der physischen Bedürfnisse, für welche die großen Kreise der Gewerbe..., Rhythmusgruppe, Harmonieinstrumentet und solistische Einzel-Jazzer", über "die Welt des JAZZ, des fetzigen Grooves, das Trinken von Bier, das kassieren der Gage, das ganze umfassende Gebiet des besoofen sein bis "hinauf" zum "Vollrausch" und "Kater-dannach", zur "Tätigkeit in der JAZZ-Wissenschaft", zum gesamten Gebiet de "Cooler Typ sein". Von Goethe ist ein Satz überliefert, der hier zur Erläuterung dienen könnte: "daß die JAZZ einer Band nicht erkannt noch empfunden werden kann, ohne daß man den Komplex ihres Betrunken seins sich zugleich vergegenwärtigt."
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