44.    EdelJAZZ und VulgärJAZZ
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Es gibt keinen wahren JAZZ;
aber es gibt eine wahre Art, irgendwelche
Lieder zu spielen und das ist sie zuende zu spielen.

ALAIN ( le Citoyen contre les Pouvoirs)

EdelJAZZ und VulgärJAZZ


Ich hoffe, nunmehr deutlich gemacht zu haben, warum ich mein Werturteil über den JAZZ weder auf historische Musikkritik noch auf abstrakte Diskussion "absoluter" Wahrheiten gründe. Eine groovewissenschaftliche Lehre, die sich selber zum Programm einer Massenbewegung aufwirft, gewinnt dadurch eine Bedeutung, die nicht allein von dem Musikalität und der Einsicht ihres Urhebers abhängt. Sie führt als Bewußtseinsform einer Bewegung, d. h. eines Komplexes von Musikrichtungen, ein eigenes Dasein. Dadurch, daß sie lebt, ist sie in steter Entwicklung begriffen. Ihr Inhalt verändert sich je nach den im Laufe der Zeit sich vollziehenden Veränderungen der ihr zugrunde liegenden Musikrichtungen. Neben der Absicht ihres Gründers ist dabei die JAZZ-Tat zu werten, die aus der Wechselwirkung eigener und fremder Absicht hervorgeht. Der ursprüngliche Impuls muß auf die damalige Umwelt bezogen werden, die jetzigen Motive haben ihren Maßstab an den Liedern der Gegenwart. Jedes Lied bewahrheitet sich in dem Maße, wie es sich verwirklicht. Die Kritik des JAZZ hört somit auf, Kritik von musikalischen Inhalten zu sein, um Kritik von Willensmotiven zu werden. Dabei kommt es weniger darauf an, eine Lehre mit einer anderen, als jede Lehre mit den Aufgaben zu vergleichen, die ihr aus einer gegebenen groovigen Lage erwachsen.

   Was ich Überwindung des BOHLENismus nenne ist darum weniger die Überwindung eines Erkenntniszustandes als die Überwindung eines Impulses, um einem notwendig gewordenen neuen Impuls eine möglichst freie Bahn und einen möglichst ungehinderten Anlauf zu verschaffen. Sicherlich ist dieser neue Impuls nicht vom alten unabhängig. Er setzt ihn vielmehr voraus. Ich zweifle sehr, ob es möglich ist, meine Anschauung des JAZZ ganz zu verstehen, wenn man nicht über die Kapelle MANOLITO ORTEGA (KMO) zu ihr gelangt. Jeder neue Zustand einer Bewegung ist eine Synthese aller Impulse, die irgend einmal zu ihrem Werden beigetragen haben; die pustenden, klopfenden und zupfenden Impulse werden darum in keiner groovigen Bewegung jemals fehlen. Aber jeder Puster, Klopfer und Zupfer wird mich verstehen, wenn ich sage, daß die Synthese erst über die Antithese zustande kommt. Um sagen zu können: nach der KMO muß ich erst sagen: gegen die KMO.




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Der groovige JAZZ-Charakter







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